
Diagnostik: Wie stellt der Arzt PMS fest?
Autorin: Eva Bauer, Ärztin
Etwa ein Drittel aller Frauen im gebärfähigen Alter ist vom Prämenstruellen Syndrom, kurz PMS, betroffen. Vermutlich sind es sogar noch mehr, ohne dass die Diagnose durch einen Arzt bestätigt wurde. Denn PMS festzustellen, ist gar nicht so einfach.
Im folgenden Beitrag werden verschiedene Aspekte rund um das Thema Diagnose von PMS erläutert.
- PMS: Wann Sie zum Arzt gehen sollten
- Diagnostik: Was erwartet Frauen beim Arztbesuch?
- Gut zu wissen: Was kann es außer PMS noch sein?
Das Prämenstruelle Syndrom gehört zur Gruppe der Menstruationsbeschwerden, auch Regelbeschwerden genannt. Damit sind Symptome gemeint, die zyklusbedingt, das heißt im zeitlichen Zusammenhang mit der Regelblutung, auftreten. Neben PMS werden beispielsweise auch Regelschmerzen zu der Gruppe gezählt, also krampfartige Unterleibsschmerzen, die begleitend zur Periode auftreten können. Der Unterschied: Regelschmerzen treten während der Menstruation auf, PMS-Beschwerden hingegen beginnen typischerweise bereits in der zweiten Zyklushälfte, also nach dem Eisprung und vor der Menstruation, und lassen mit Beginn der Blutung wieder nach.
PMS: Wann Sie zum Arzt gehen sollten
PMS kann sich bei Frauen durch viele unterschiedliche körperliche und psychische Beschwerden äußern. Zu den typischen Symptomen gehören Kopfschmerzen, Unterleibsschmerzen, Brustschmerzen, Stimmungsschwankungen, eine erhöhte Reizbarkeit sowie depressive Verstimmungen.
Die Beschwerden sind individuell sehr unterschiedlich. Manche Frauen haben immer wieder dieselben ein oder zwei Symptome, andere leiden unter vielfältigen Beschwerden, die von Monat zu Monat variieren. Typisch ist aber bei Frauen mit PMS, dass sie durch die Erkrankung im Alltag beeinträchtigt sind – sei es beruflich oder im sozialen Umfeld. Manche Frauen mit PMS leiden unter besonders schweren psychischen Symptomen. Dann spricht man auch von einer prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS).
Wenn Frauen bemerken, dass sie regelmäßig in den Tagen vor der Regelblutung unter starken Symptomen leiden, die sie belasten und einschränken, empfiehlt es sich, diese im Hinblick auf ein Prämenstruelles Syndrom ärztlich weiter abklären zu lassen.
Diagnostik: Was erwartet Frauen beim Arztbesuch?
Da sich das Prämenstruelle Syndrom durch viele unterschiedliche Beschwerden äußern kann, die auch bei anderen Erkrankungen vorkommen können, ist der wichtigste Schritt in der Diagnose ein ausführliches Gespräch mit dem behandelnden Gynäkologen. Mediziner nennen diese Besprechung auch Anamnese.
In der Anamnese ist es besonders wichtig, den genauen zeitlichen Ablauf und die Dauer der Beschwerden zu analysieren, denn das Prämenstruelle Syndrom tritt zyklusabhängig auf. Das bedeutet, dass die PMS-Symptome immer in der zweiten Zyklushälfte, bis zu zwei Wochen vor der Menstruation, beginnen und mit dem Einsetzen der Regelblutung wieder abklingen. Treten die Beschwerden nicht in diesem periodischen Rhythmus auf, ist das ein Hinweis auf eine andere Ursache hinter den Symptomen.
Zyklustagebuch und Fragebögen helfen bei der Anamnese
Nicht immer lässt sich dieser Bezug zwischen Symptomen und Menstruation sowie die Regelmäßigkeit dahinter in einem einzigen Gespräch herstellen. Hier kann es Betroffenen helfen, ein sogenanntes Zyklustagebuch bzw. ein Symptom-Tagebuch zu führen. Darin werden die Regelblutungen und alle körperlichen und psychischen Beschwerden dokumentiert und nach einigen Zyklen gemeinsam mit dem Arzt genauer analysiert.
PMS ist eine Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, dass die Diagnose nicht an einem einzigen Kriterium festgemacht werden kann, wie beispielsweise bei einem gebrochenen Unterarmknochen durch ein entsprechendes Röntgenbild. Bei der Diagnostik liegt der Fokus zunächst auf dem Ausschluss anderer Erkrankungen und im nächsten Schritt auf der genauen Einstufung der Symptome. In diesem Schritt wird in Erfahrung gebracht, wie sehr die Lebensqualität der betroffenen Frau durch die prämenstruellen Symptome eingeschränkt ist. Denn danach richtet sich letztlich auch die Behandlung. Hierfür können spezielle Fragebögen als Screening-Instrument eingesetzt werden, die die Beurteilung und Einordnung der Symptome erleichtern.
Gut zu wissen: Was kann es außer PMS noch sein?
Die Differentialdiagnosen von PMS, d. h. andere mögliche Ursachen für die Beschwerden, sind vielfältig. Dazu gehören u. a. Erkrankungen der Schilddrüse oder andere Veränderungen im Hormonsystem. Diese können ebenfalls äußerst vielfältige und oft unspezifische Symptome hervorrufen, von denen der ganze Körper betroffen ist. Auch eine Endometriose, bei der sich Gewebe der Gebärmutter in anderen Regionen ansiedelt, kann zyklusabhängige Schmerzen verursachen, die einem PMS ähneln.
Auf psychischer Ebene sind Depressionen oder Angststörungen von PMS-Symptomen abzugrenzen. Dafür gibt es allerdings klare diagnostische Kriterien, mit denen der Arzt die Krankheitsbilder anhand verschiedener Untersuchungen voneinander abgrenzen kann.
Wenn PMS-ähnliche Beschwerden bei etwas älteren Frauen auftreten, kann das auch ein Hinweis auf die beginnenden Wechseljahre sein.
Der Weg zur richtigen Diagnose
Es gibt verschiedene Kriterien, anhand derer der Arzt bzw. die Ärztin die Diagnose PMS nach einem ausführlichen Anamnesegespräch letztlich stellen kann. Allen gemeinsam ist:
- das Vorliegen eines oder mehrerer typischer Symptome
- der zeitliche Verlauf und die zyklische Wiederkehr der Beschwerden
- eine Beeinträchtigung im Alltag
Da PMS-Beschwerden oft unspezifisch sind und über einen längeren Zeitraum beobachtet werden müssen, um die Diagnose sicher stellen zu können, dauert es oft einige Zeit, bis die Betroffenen Gewissheit haben. Das kann belastend sein. Doch es lohnt sich, genau auf die Symptome zu achten und sie mehrere Monate in ein Tagebuch zu notieren. Wenn die Diagnose feststeht, gibt es wirksame Behandlungsmöglichkeiten. Welche das sind, erfahren Sie hier. (bitte Link auf Beitrag zur Behandlung, sobald fertig)
Weiterführende Fragen:
- Wie wird man auf PMS getestet?
Einen einfachen Test auf PMS gibt es leider nicht. Bis die richtige Diagnose steht, dauert es oft längere Zeit. Das liegt daran, dass viele Symptome bei PMS unspezifisch sind und auch bei anderen Erkrankungen auftreten können. Dazu gehören z. B. Depressionen, Angststörungen oder eine Über- bzw. Unterfunktion der Schilddrüse. Als „Test“ wird Ihnen der Arzt daher viele Fragen stellen und genau wissen wollen, unter welchen Beschwerden Sie leiden, wann sie auftreten und wie sehr Sie dadurch beeinträchtigt sind. Um die Beurteilung zu erleichtern, bekommen Sie ggf. auch Fragebögen zum Ausfüllen. Auch ein Symptom-Tagebuch, in das Sie über ein paar Monate Ihre Beschwerden eintragen, kann bei der Diagnostik helfen. - Ist PMS im Blut nachweisbar?
Mit einem Bluttest kann man PMS nicht feststellen. Vielmehr stehen bei der Diagnostik die Symptome im Vordergrund. Eine Blutuntersuchung kommt allenfalls dann infrage, wenn der Arzt andere mögliche Ursachen für die Beschwerden ausschließen möchte. Zum Beispiel können erhöhte Entzündungswerte oder eine Hormonanalyse auf andere Erkrankungen hindeuten.
Quellen
Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF): Prämenstruelles Syndrom (PMS) & Prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS) [online]. https://www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/praemenstruelles-syndrom-pms/ [abgerufen am 20.03.2025].
gesundheitsinformation.de: Prämenstruelles Syndrom (PMS) [online]. https://www.gesundheitsinformation.de/praemenstruelles-syndrom-pms.html [abgerufen am 20.03.2025].
Haußmann J et al.: Prämenstruelles Syndrom und prämenstruelle dysphorische Störung – Übersicht zu Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie. Nervenarzt. 2024; 95(3): 268-274.
Pinkerton, J.V.: Prämenstruelles Syndrom (PMS), MSD Manuals [online]. https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/gyn%C3%A4kologie-und-geburtshilfe/menstruationsst%C3%B6rungen/pr%C3%A4menstruelles-syndrom-pms?query=pms [abgerufen am 20.03.2025].
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