PMDS – Prämenstruelle dysphorische Störung: Ursachen, Symptome und Behandlung
Autorin: Eva Bauer, Ärztin
PMDS ist eine besonders schwerwiegende Form des prämenstruellen Syndroms (PMS), bei der psychische Symptome im Vordergrund stehen. Mehr dazu erfahren Sie im folgenden Beitrag.
Lesedauer: 4 Minuten
Das Wichtigste auf einen Blick zu PMDS:
- PMDS ist eine schwere Form des PMS.
 - PMDS hat eigene Diagnosekriterien, die sowohl körperliche als auch psychische Beschwerden umfassen.
 - Zu den wichtigsten psychischen Symptomen von PMDS gehören Stimmungsschwankungen, Depressivität und eine vermehrte Gereiztheit.
 - PMDS wird medikamentös behandelt. Lebensstiländerungen und Allgemeinmaßnahmen sind allein meist nicht ausreichend.
 
Was ist PMDS?
PMDS gilt als die schwerste Form des prämenstruellen Syndroms (PMS). Doch was genau ist der Unterschied zwischen beiden Krankheitsbildern?
Definition und Unterschiede zwischen PMS und PMDS
PMDS steht für prämenstruelle dysphorische Störung. Gemeint ist eine gedrückte Stimmung (Dysphorie), die in der zweiten Zyklushälfte, vor allem in der Woche vor der Menstruation (prämenstruell), auftritt. Auch PMS geht neben körperlichen oft mit psychischen Symptomen wie Stimmungsschwankungen, Depressivität und Gereiztheit einher, die die Lebensqualität einschränken können. Bei PMDS sind die psychischen Beschwerden jedoch noch deutlich stärker ausgeprägt und beeinträchtigen die Betroffenen im Alltag erheblich. Viele Frauen verlieren das Interesse an täglichen Aktivitäten oder bringen nicht mehr die Kraft auf, den Alltag zu bewältigen.
PMDS: eine eigenständige Erkrankung
PMDS ist mittlerweile als eigenständige, behandlungsbedürftige psychische Erkrankung anerkannt. Das war nicht immer so. Lange wurde PMDS in den Krankheitsklassifikationen als Unterform von PMS unter dem Abschnitt „Prämenstruelle Beschwerden“ geführt. Erst im Jahr 2013 wurden eigene, klare Diagnosekriterien definiert.
Fakten zu PMDS:
Wussten Sie, dass…
- 3–8 % der Frauen im gebärfähigen Alter von PMDS betroffen sind?
 - PMDS erst seit 2013 offiziell als eigenständige psychische Erkrankung anerkannt ist?
 - PMDS deutlich belastender ist als PMS?
 - PMDS mit Antidepressiva behandelt wird?
 
Symptome und Verlauf von PMDS
Zu den häufigsten Symptomen von PMDS gehören:
- Depressivität und Stimmungsschwankungen
 - Irritabilität
 - Ängstlichkeit
 - Gefühle von Anspannung
 - Reizbarkeit, Wutausbrüche
 
Hinzukommen können Müdigkeit und Konzentrationsprobleme, der Verlust von Interessen, verbunden mit sozialem Rückzug, sowie eine Appetitsteigerung bis hin zu Essattacken.
Ausgeprägte Symptome einmal im Monat
Die Symptome von PMDS sind so ausgeprägt, dass sie die berufliche Leistungsfähigkeit einschränken und zu Störungen sozialer und familiärer Beziehungen führen können.
Typischerweise treten die Symptome in regelmäßigen Abständen einmal im Monat auf. Meist geht es einige Tage vor der Periode los. Sobald die Blutung einsetzt, lassen die Symptome wieder nach. Dies ist ein wichtiges Kriterium, um PMDS von einer Depression abzugrenzen.
Fallbeispiel:
Anke B., eine aktive, lebensfrohe berufstätige Frau mit zwei kleinen Kindern, erwartet ihre Tage. Erste Anzeichen spürt sie schon: Bauchschmerzen, Blähungen, geschwollene Beine – wie so oft. Doch eines Morgens ist etwas anders. Sie fühlt sich tief bedrückt und hoffnungslos, all ihre Motivation und Energie ist verflogen. Nicht daran zu denken aufzustehen, ihre Kinder zu versorgen und zur Arbeit zu fahren. Gleichzeitig macht sie sich Sorgen und schwere Vorwürfe. Als ihr Mann versucht, sie zu motivieren, zeigt sie sich ihm gegenüber ungehalten und aufbrausend. Als Frau B. immer wieder solche Einbrüche hat, wird ihre Ehe zunehmend auf eine harte Probe gestellt.
Diagnose und Differenzialdiagnose von PMDS
Die Diagnose PMDS kann gestellt werden, wenn mindestens 5 Symptome vorliegen, die über die meiste Zeit der vergangenen 12 Monate vorlagen und zu starken Beeinträchtigungen im Alltag führen.
Die Abgrenzung zu einer klassischen Depression ist nicht ganz einfach. Der wichtigste Unterschied ist der zeitliche Verlauf: Während PMDS-Symptome analog zum PMS zyklusabhängig einmal im Monat auftreten und mit Einsetzen der Regelblutung nachlassen, verläuft eine Depression in der Regel in Episoden, die unbehandelt einige Monate andauern können. Um beides voneinander abzugrenzen, hilft es, über mehrere Monate einen Zykluskalender zu führen.
Lesen Sie dazu auch: Habe ich PMS oder Depressionen?
Ursachen und Risikofaktoren von PMDS
Bei der Entstehung von PMS und PMDS spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Dazu gehören Veränderungen bzw. Schwankungen von Hormonen und Nervenbotenstoffen, sogenannten Neurotransmittern, die sich gegenseitig beeinflussen. Hormonell sind vor allem zyklische Veränderungen der Sexualhormone Östrogen und Progesteron relevant. Als wichtigster Neurotransmitter gilt Serotonin, dessen Konzentration mit den hormonellen Veränderungen des Menstruationszyklus ebenfalls schwankt. Vermutlich besteht bei PMDS, ähnlich wie bei der Depression, ein Mangel an Serotonin. Darauf beruht auch die Behandlung mit Medikamenten, die den Serotoninspiegel anheben. Sie sorgen sowohl bei PMDS als auch bei einer klassischen Depression für eine Besserung der Symptome.
Multifaktorielle Entstehung von PMDS
Genau verstanden werden die Ursachen von PMS und PMDS aber bis heute nicht. Klar ist nur, dass es sich um multifaktoriell bedingte Störungen handelt, die sich nicht mit einer einzigen Ursache erklären lassen, sondern auf einer Vielzahl körperlicher und psychischer Veränderungen beruhen, die miteinander interagieren.
Möglicherweise spielt auch eine gewisse genetische Veranlagung eine Rolle. Das würde erklären, warum bei identischer hormoneller Situation manche Frauen betroffen sind, andere aber nicht.
Behandlung von PMDS
Allgemeinmaßnahmen allein nicht ausreichend
PMDS muss in der Regel medikamentös behandelt werden. Allgemeine Maßnahmen wie Entspannungsverfahren, ausreichend Bewegung und eine ausgewogene Ernährung (ggf. ergänzt um Vitamin B6, Vitamin E, Kalzium, Magnesium) können die Symptome zwar positiv beeinflussen, sind aber allein nicht ausreichend.
Zu den wichtigsten Wirkstoffen, die nachweislich helfen, gehören:
- Hormone zur Zyklusregulierung
 - sogenannte Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI)
 
Mehr zur medikamentösen Therapie von PMDS erfahren Sie hier: Medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten bei PMS und PMDS
Psychotherapie bei PMDS?
Ob auch eine Psychotherapie, wie sie oftmals bei Depressionen eingesetzt wird, bei PMDS hilft, ist aktuell noch unklar. Es gibt Hinweise dafür, dass eine kognitive Verhaltenstherapie (KVT) die Symptome lindern kann, vor allem in Kombination mit SSRI. Auch das Erlernen von Entspannungstechniken wie Progressive Muskelrelaxation, Autogenes Training und Yoga kann Frauen mit PMDS unterstützen.
Weiterführende Fragen:
Was sind PMDS-Symptome?
Bei PMDS stehen psychische Symptome im Vordergrund. Typisch sind depressive Verstimmungen, emotionale Labilität, Angst und starke Reizbarkeit. Die betroffenen Frauen leiden erheblich unter den Symptomen und sehen sich oft nicht mehr in der Lage, ihren Alltag zu bestreiten. Im Gegensatz zur Depression treten die Symptome jeden Monat kurz vor der Periode auf und lassen mit Einsetzen der Regelblutung wieder nach. Für die Diagnosestellung ist ein Symptomtagebuch hilfreich.
Was hilft bei PMDS?
Da PMDS ein schwerwiegendes Krankheitsbild ist, wird es mit Medikamenten behandelt. Als wirksam erwiesen haben sich Hormone, die den Zyklus stabilisieren, sowie Wirkstoffe, die die Stimmung aufhellen und auch bei Depressionen eingesetzt werden.
Entspannungsverfahren oder eine Änderung des Lebensstils (mehr Bewegung, ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf) können ergänzend Linderung verschaffen, sind jedoch alleine nicht ausreichend. Die Rolle der Psychotherapie ist bislang noch nicht ausreichend untersucht, möglicherweise ist eine kognitive Verhaltenstherapie auch bei PMDS wirksam.
Was ist der Unterschied zwischen PMS und PMDS?
Bei PMDS sind die Symptome deutlich schwerer als bei PMS, der Schwerpunkt liegt auf der psychischen Belastung. Rein formal werden mehr Diagnosekriterien als bei PMS gefordert. Außerdem müssen die Symptome über ein Jahr lang regelmäßig wiederkehren und so stark sein, dass Alltagsaktivitäten und der Allgemeinzustand beeinträchtigt sind.
Ist PMDS eine psychische Krankheit?
Ja, 2013 wurde PMDS offiziell im DSM (Diagnostisches und Statistisches Manual psychischer Störungen) als psychische Erkrankung aufgenommen. Damit verbunden wurden eigene Diagnosekriterien formuliert, nach denen die Erkrankung definiert wird. Zuvor galt PMDS lange Zeit als Unterform von PMS und wurde entsprechend wenig gewürdigt. Durch die Anerkennung als eigenständiges Störungsbild können betroffene Frauen mit ihrem Leidensdruck richtig eingeschätzt und adäquat behandelt werden.
Quellen:
- Haußmann J et al. Prämenstruelles Syndrom und prämenstruelle dysphorische Störung – Übersicht zu Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie. Nervenarzt 2024; 95(3): 268–274.
 - Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression. 2022, Version 3.2, AWMF-Register-Nr. Nvl-005.
 - Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF): Prämenstruelles Syndrom (PMS) & Prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS) [online]. https://www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/praemenstruelles-syndrom-pms/ [abgerufen am 15.09.2025].
 - Pinkerton, J.V.: Prämenstruelles Syndrom (PMS), MSD Manuals [online]. https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/gyn%C3%A4kologie-und-geburtshilfe/menstruationsst%C3%B6rungen/pr%C3%A4menstruelles-syndrom-pms?query=pms [abgerufen am 15.09.2025].
 


 
 